Ich möchte Dir zeigen, dass es gar nicht so schwer ist, Jersey mit der Nähmaschine zu nähen.
Wenn Du Jersey das erste Mal ausprobierst, wirst Du merken, dass er viel fluffiger und rutschiger ist als Webware. Ich weiß noch, als ich damals das erste Mal etwas nähen wollte, war ich echt genervt. Ständig verrutschte das Material beim Zuschneiden, die Zugeschnittenen Kanten rollten sich ein und beim Zusammennähen wusste ich nicht, welcher Stich der richtige ist.
Die nerven lagen blank. Kein Wunder, denn Webware verhält sich nun mal ganz anders als dehnbare Stoffe. Ich war die ruhige stoische Webware gewöhnt und konnte erstmal mit dem eigenwilligen Jersey nichts anfangen.
Vielleicht hast Du schon ähnliche Erfahrungen damit gemacht. Letztlich war mein Wunsch die tollen Stoffdesigns zu vernähen viel größer als der abschreckende Anfang. Ich konnte nicht widerstehen meiner Tochter hübsche Klamotten zu nähen.
Gratis Mini Guide: Jersey nähen mit der Nähmaschine
Ergänzend zu diesem Artikel habe ich die 9 wichtigsten Punkte für Dich zusammengefasst. Als kostenloses Download Sheet sind darin alle wichtigen Schritte enthalten.
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Im Gegensatz zu Webware, bleibt Jersey nicht „brav“ ausgebreitet liegen, sondern rollt sich an den Kanten ein. Für das Zuschneiden, mit der Schere oder dem Rollschneider, beschwere ich den Stoff mit Gewichten. Ich nehme dafür zwei Steine aus Rosenquarz, andere Näherinnen verwenden eigens dafür angefertigte Nähgewichte/ Fixiergewichte.
Lege den Stoff beim Zuschneiden doppelt. So wird er durch das eigene Gewicht schwerer und lässt sich leichter zuschneiden. Außerdem rollen sich die Kanten nicht so leicht hoch.
Jersey kannst Du wirklich mit jeder Haushaltsnähmaschine nähen. Ich habe bis vor kurzem mit einem einfachen Modell gearbeitet. Du brauchst Jerseynadeln, normales Polyeser Nähgarn und den Zickzackstich. Vielleicht hat Deine Maschine einen oder mehrere Pseudo-Overlockstiche. Sie ähneln einem „echten“ Overlockstich und nähen und versäubern gleichzeitig. Damit kannst Du ergänzend zum Zickzackstich Kleider nähen.
Obwohl Jersey nicht ausfranst, wird die Nahtzugabe versäubert. Warum eigentlich? Damit sie sich nicht zusammenrollt und schön anliegt.
Der Zickzackstich
Jede Naht eines Kleidungsstückes muss dehnbar sein. Beim An- und Ausziehen, in der Bewegung und beim Spielen wird der Stoff und die Nähte gedehnt. Ist sie mit einem geraden Stich genäht, reißt die Naht leicht. Der Zickzackstich ist ein elastischer Stich, der bei jeder Maschine zu finden ist.
Je nach Materialdicke wählst Du feine kleine Stiche oder große breite Stiche aus. Je enger Du den Stich wählst, schlägt der Stoff vielleicht Wellen. Teste bei jedem neuen Material die Nähmaschineneinstellungen neu aus.
Meine Erfahrung: Die ersten Kleidungsstücke habe ich alle mit dem Zickzackstich genäht, sichtbare und unsichtbare Nähte. Bis heute halten die Kleider hervorragend. Für erste Nähversuche mit Jersey ist dies der ideale Stich.
Doppelte Naht mit der Zwillingsnadel
Mit einer Zwillingsnadel kannst Du schöne Sichtnähte steppen. Wie der Name schon sagt, besteht die Nadel aus zwei Nadeln für die Du auch zwei Fäden brauchst. Es gibt sie in verschiedenen Breiten.
Pseudo-Overlockstiche bei der Bernina 560
Wahrscheinlich hat Deine Nähmaschine noch weiter Stiche um elastische Stoff zu nähen. Das sind die sogenannten Pseudo-Overlockstiche. Sie ähneln mehr oder weniger den Nähten einer Overlock. Ich habe Glück, denn meine B560 hat 11 verschiedene Stiche für elastische Materialien. Mit ihnen kann ich die unterschiedlichen Stretchstoffe nähen: dünnen Single Jersey, Lycra oder dickeren Interlock Jersey. Ich möchte Dir hier alle vorstellen. Die ersten 6 sind die wichtigsten und einige wirst Du auch an Deiner Maschine finden. Alle konnte ich leider noch nicht ausprobieren. Doch das werde ich in den nächsten Monaten noch nachholen.
Bei der B560 kann ich die Info zu den verschiedenen Stichen entweder direkt am Display der Maschine nachschlagen. Oder Du findest Infos zu den verschiedenen Stichen in der Broschüre Deiner Nähma.
Achte darauf, dass Du eventuell den Nähfuß wechseln musst. Die folgenden Stiche habe ich mit der Grundeinstellung der Maschine genäht. Bei manchen habe ich dann die Größe und die Stichlänge verstellt.
Nr. 3 Vari-Overlockstich
Dieser Stich wird für feine Strickstoffe, Nähte und Säume empfohlen. Ich habe mit ihm einen Single Jersey genäht. Du kannst die Breite und die Stichlänge individuell einstellen.
Meine Erfahrung: Wenn die Stichlänge zu weit ist, entstehen beim Auseinanderziehen der Naht kleine unschöne Einbuchtungen. Ist sie zu eng, kann sich die Naht wellen. Ich habe die Stichlänge auf 1.5 gestellt.
Beachte dass die Spitze der Dreiecke Richtung Stoffkante zeigen.
Nr. 8 Wabenstich
Der Wabenstich ist für Jersey wie auch für Webware geeignet. Besonders hübsch sind damit ausgeführte Sichtnähte, wie zum Beispiel beim Saum von Kleidern.
Meine Erfahrung: Ich nehme den Stich gerne um Akzente zu setzen. Ein Saum sieht nicht mehr ganz so langweilig damit aus. Andererseits trägt der Stich nicht auf. Er gibt dem Kleidungsstück eine dezente einzigartige Note.
Nr. 9 Blindstich
Blindsaum und Muschelsaumeffekt in weichen Jersey und feinen Materialien
Meine Erfahrung: Dieser Stich ähnelt dem Vari-Overlockstich. Das Stichbild besteht aus mehr Stichen.
Nr. 10 Doppel-Overlock
Wie zum Verwechseln ähnelt der Stich der Overlocknaht. Mit ihm nähst und versäuberst Du gleichzeitig.
Meine Erfahrung: Ein schöner Stich um einen Overlocknaht nachzuahmen. Ich sehe keinen Unterschied und das Shirt sieht professioneller genäht aus.
Nr. 11 Super Stretch Stich
Ein toller Stich für hochelastische Materialien und Nähte für Bekleidungen aller Art.
Meine Erfahrung: Der Stoff wellt sich leicht. Verringere dann den Fußdruck oder lockere die Fadenspannung.
Nr. 13 Stretch-Overlockstich
Dieser Stich ist sehr robust und deshalb für mittelschwere Maschenware die ideale Pseudo-Overlocknaht. Er wird gerne für flache Verbindungsnähte eingesetzt.
Meine Erfahrung: Auch bei diesem Stich empfehle ich Dir den Fußdruck zu verringern. Probiere es am besten auf einem Probestück aus. Achte darauf, dass die Spitzen zur Stoffkante zeigen und sie so versäubert wird. Notfalls kannst Du die Naht auch spiegeln.
Nr. 14 Tricotstich
Eine hübsche Sichtnaht für alle Jerseys.
Nr. 17 Lycrastich
Für dünne Materialien wie Lycra für Bademode oder feine Spitzenwäsche ist dieser Stich unerlässlich. Leider habe ich ihn noch nicht ausprobiert. Kenne aber das Stichbild von meinen BHs ?
Nr. 18 Stretchstich
Ein weiterer hochelastischer Stich für Materialien die gedehnt werden. Insbesondere als offene Naht für Sportbekleidung ideal.
Nr. 19 verstärkter Overlockstich
Bei dickeren Materialien wie Interlock oder Frottee verstärkt der Stich die Naht.
Nr. 20 Strick-Overlock
Für hand- und maschinengestrickte Teile brauchst Du einen elastischen Stich, der alle Maschen verbindet.
Diese Frage stelle ich mir ungefähr zweimal im Jahr. Letztlich habe ich mich immer gegen eine Overlock entschieden. Ich nähe für uns vielleicht 5-8 Teile pro Jahr aus Jersey. Mit der Nähmaschine geht das wunderbar. Die Overlock würde ich nach der Anschaffung kaum verwenden. Zum „nur“ Einstauben wäre mir die Anschaffung zu Schade. Sicherlich hat die Overlock Vorteile und das Nähen der Kleider ginge schneller. Entscheide selbst, vielleicht findest Du gefallen am Nähen mit Jersey und gönnst Dir ein neues Maschinchen.
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Vielen Dank für den Beitrag zum Thema Jersey nähen mit der Nähmaschine. Mein Bruder möchte Zubehör für seine Nähmaschine kaufen, weil er damit beginnen möchte, selbst Kleidung zu nähen. Gut zu wissen, dass man Jerseystoff beschweren muss, wenn man diesen schneidet.
hallo Anita,
wenn jersey stärkt (z.b sprühstärke. trocknen lassen)
wellt er sich nicht
Danke für den Tipp, Gabriele!