Erfahrungsberichte aus dem DIY- und Crafting-Bereich
Bei meinem letzten Bericht habe ich erzählt das „aller Anfang laaaangsam“ ist. Viele Fragen und Wissenslücken ergeben sich von Tag zu Tag. Ganz besonders das Thema „Preise“ und „wieviel ist meine Arbeit wert“ beschäftigte mich monatelang. Auch heute noch bin ich am Ausprobieren und Erfahrungen sammeln, wie ich am Monatsende alle Moneten beisammen habe, um meine Existenz zu finanzieren.[nbsp]
Erste Schritte und Gedanken zu Preisen
Nach einigen Wochen vergeblichen hoffens, dass mir jemand einen Ball abkaufen würde, kam mir DIE Idee: anstatt die Bälle zu verkaufen, müsste ich die Nähanleitung dafür doch viel leichter verkaufen können. Kostete sie doch nur einen Bruchteil eines Balles. So entstand meine erste Nähanleitung: der SpielBall.
Ich suchte nach weiteren Produkten, die ich verkaufen könnte. Bei meinem Pekipkurs lernte ich die Luftballonhüllen kennen, die mir auf Anhieb gefielen. Auch bei Dawanda schienen sie ein Produkt zu sein, dass sich gut verkaufen ließe.
Ich nähte eine Reihe von Hüllen aus einer Cremefarbenen Baumwolle die ich Meterlang zu Hause vorrätig hatte. Und weil Creme so langweilig ist, bedruckte ich die Hüllen mit selbstentworfenen Designs. (Habe ich schon erwähnt, dass ich es gerne kompliziert mag?) Das selber Bedrucken war natürlich eine feine Sache und ich mochte die Ergebnisse, doch leider schossen dadurch die Preise (wenn ich meine Arbeit ernsthaft bewertete) in astronomische Höhen.
Also bot ich die Hüllen „unter Wert“ an, um sie doch irgendwie verkaufen zu können.
Ich merkte, das eine der größten Herausforderungen beim Verkaufen von selbsthergestellten Produkten die Preisgestaltung ist! Für mich war es jeden falls so. Mir fiel es sehr sehr schwer meiner Arbeit den nötigen Wert beizumessen. Ich schrieb eine Liste, in der ich die Produktionszeit und die Materialkosten notierte. Doch die Preise für meine Handbedruckten und mit Liebe genähten Luftballonhüllen waren utopisch hoch. Also orientierte ich mich doch meisten am mittleren Preisniveau von Konkurrenten. Unter uns, ich habe kaum Luftballonhüllen und Bälle verkauft. Hauptsächlich an Bekannte und Verwandte.
Ein paar Gedanken zur Preisentwicklung
- Überlegt Euch und berücksichtigt folgende Aspekte:
- Wie lange hast Du für das Erstellen gebraucht?
- Wie hoch setzt Du Deinen Stundenlohn?
- Wie hoch sind die Materialkosten?
- Wie hoch sind mögliche Gebühren (Verkäuferprovision, Bezahlgebühren z.B. Paypal)?
- Wieviel kostet Dich der Versand (Porto UND die Verpackung)?
- Wieviel kostet Dich die Müllgebühr (für die Verpackung)?
Und eigentlich kommen noch folgende Kostenfaktoren dazu:
Deinen Stundenlohn musst Du so hoch ansetzen, dass die bezahlten Stunden auch die unbezahlten Stunden . Deine verkauftes Produkt muss also z.B. auch die Zeit, die Du für die Buchhaltung aufwendest, das Entwerfen neuer Modelle, telefonieren, einkaufen etc. brauchst, abdecken. Das hört sich nach viel an, ist es auch. Als ich meinen Hochschulabschluss machte, also vor zehn Jahren, hieß es, dass ein Selbstständig arbeitender Berufsanfänger 25.- € Stunde berechnen muss, um davon zu (über)leben.
Doch die (DIY-) Realität sieht anders aus, oder sah sie zumindest bei mir. Im Nebenerwerb wollte ich das Verkaufen ausprobieren. Und so sehr ich mir Verkäufe wünschte, machte ich mich nicht finanziell davon abhängig.
Mittlerweile will ich von meinen Verkäufen den Lebensunterhalt verdienen und deshalb ist es wichtig, meine Produkte mit ihrem Wert zu verkaufen.
Ihr habt sicherlich als Käufer oder Verkäufer schon Erfahrungen mit kalkulierten Preisen gemacht. Habt Ihr Tipps oder „No goes“, die Ihr weitergeben wollt?
Ich bin gespannt. Es ist ein heikles Thema! Weiterführend findet Ihr hier noch spannende Beiträge dazu: Wieviel ist Eure Arbeit wert? und Wenn handmade es (nicht) wert ist.
Herzlichst, Anita
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Liebe Anita. ich muss sagen ich bin von deiner ganzen Existenzgründungsreihe sooo beeindruckt. Ich wollte etwas ähnliches starten, finde deine Sachen aber so gut recherchiert, man spürt die Erfahrung und Liebe dahinter. danke :-*
Und diesem Artikel hier über Wertschätzuing kann ich nur zu 100% zustimmen. Schon vor anderthalb Jahren habe ich dazu auf meinem Blog geschrieben, doch leider fand das damals nicht viel Anklang. Vielmehr fühlten sich manche angegriffen weil sie nicht das Geld haben usw…
Bitte mach weiter so ♥
Ich werde deine Serie etc in meiner Sammlung zur Existenzgründung die ich die Tage veröffentliche Verlinken 😉
Hallo Karin,
freut mich zu hören, dass Du ähnliche Erfahrungen gemacht hast, obwohl die Erfahrung als solche natürlich nicht so erfreulich ist. Trotzdem fehlt gerade bei der kreativen Heimarbeit oft die Absprache und das Besprechen mit anderen Handarbeits-Verkäufern, und darin liegt auch sicherlich eins der Preis Probleme. Nun gut, wir arbeiten an der Aufklärung und den Wert des Handgemachten zu verbreiten.
Herzliche Grüße, Anita
Hallo Anita,
ich finde Deine Berichte zur Existenzgründung auch sehr interessant, auch wenn oder gerade weil ich meist dieselben Erfahrungen gemacht habe.
Meine ersten Produkte waren ebenfalls zu aufwendig, obwohl ich von Anfang an „auf die Uhr geschaut habe“. Bei dem ganzen Preis-Dumping auch bei Handgemachtem, stellt man schnell fest, dass man sich kaum mehr als 1/2 Stunde Arbeitszeit für ein Produkt nehmen darf, um einen Preis mit einigermaßener Apzeptanz kalkulieren zu können.
Das macht die Ideenfindung um so schwieriger!
Und – aufwendigere Sachen also nur noch für privat oder, wie du bereits geschrieben hast, als E-Book für Selbermacher.
In diesem Sinne
Liebe Grüße Karin